Architekturmanagement im Rahmen der IT-Architektur als Schlüsselkompetenz
Lange Jahre wurde in Unternehmen fast aller Branchen Architekturmanagement im Wesentlichen als Werkzeug zur Standardisierung der Applikationen verstanden. Im Vordergrund stand die Bemühung, eine historisch heterogen gewachsene Applikationslandschaft möglichst konsequent auf wenige Standardapplikationen zu konsolidieren und somit letztlich Effizienzpotenziale im Betrieb zu erschließen. Das geschah mit wachsendem Erfolg: Trotz neu hinzugekommener funktionaler Anforderungen hat sich in der Regel die Vielzahl unterschiedlicher Applikationsinstanzen reduziert und nebenbei wurde der Betrieb – auch aufgrund von weniger komplexen Schnittstellen – stabiler und sicherer.
Seit einigen Jahren – je nach Branche etwas früher oder später – können wir wiederum eine Gegenbewegung vernehmen. Das Ziel einer umfassenden Konsolidierung tritt gegenüber dem Wunsch, mehr Flexibilität und vor allem mehr Agilität zu schaffen, etwas in den Hintergrund. Vielerorts ist die Entwicklung der Anwendungsarchitektur durch zunehmende Integration von kleineren zugekauften Applikationsinstanzen, Services Dritter und auch vermehrt Eigenentwicklungen geprägt.
Treiber dieser Entwicklung sind zum einen bi-modale Ansätze, bei denen bewusst „Schnellboote“ zugelassen werden, die häufig nicht zum vorhandenen „Supertanker“ passen müssen. Dahinter steckt der Gedanke, dass z. B. von 100 in See gelassenen „Schnellbooten“ ohnehin nur ein kleinerer Teil jemals wieder in den Hafen zurückkehrt und es Verschwendung von Zeit und Geld gewesen wäre, alle Initiativen im Vorhinein auf die große „Supertanker“-Lösung auszurichten. Ein weiterer Treiber ist die Interoperabilität mit Dritten, das können z. B. Hersteller und Provider von SaaS-Lösungen sein oder auch Geschäftspartner, deren Services zu integrieren sind. Ergebnis ist eine zwar flexiblere und agilere, zugleich jedoch auch wiederum heterogenere und komplexer zu betreibende Systemlandschaft.